Stadtteilinformationen, Berlin: Moabit

Moabit lässt sich als eine Insel betrachten - Spree und verschiedene Kanäle trennen den Stadtteil vom restlichen Berlin. Von der Außenwelt abgeschnitten ist er allerdings nicht: Täglich steigen 300.000 Fahrgäste am hier erbauten Hauptbahnhof ein und aus. Entlang der Straßen stehen viele funktionale Gebäude, die - je nach Verzierung der Fassade - mal mehr, mal weniger Charme ausstrahlen. Noch spürt man, dass Moabit zu Zeiten der Industrialisierung eine Gastarbeitersiedlung war, denn das multikulturelle Erbe lebt in Geschäften und Cafés fort. Doch das Proletariat verschwindet allmählich, während alte Fabriken zu Shoppingcentern oder Coworking-Spaces werden. Gut und Böse geben sich am größten Strafgericht Europas die Hand - das als „Kriminalgericht Moabit“ bekannte Gebäude von 1906 wirkt von außen wegen seiner Ausdehnung und Pracht schier einschüchternd. Rund um die Haupttreppe verteilt, sieht der Besucher allegorische Figuren, die sich vermutlich Geschichten über all jene zuflüstern, die ihre Zeit in der nicht minder berüchtigten Justizvollzugsanstalt Moabit verbringen.

Reichlich Wasser umfließt Moabit. Ein Spaziergänger, der ihm folgt, entdeckt die verschiedenen Schichten, aus denen der Stadtteil besteht: Alte Backsteingebäude, in denen bis heute gewerkelt und gehämmert wird. Grüne Wiesen und einladende Bänke. Urbane Räume wie der Spree-Bogen mit dem angrenzenden Park „Kleiner Tiergarten“. Brücken, deren Geländer kunstvoll verziert sind, und von denen aus man Schiffe beobachten kann. „Trainspotter“ schauen am Hauptbahnhof den ICEs, Güterzügen oder S-Bahnen beim Rattern über die Schienen zu. Die Kulturfabrik wiederum lädt zu  Konzerten, Theaterstücken oder Heavy Metal Partys ein. Sie beherbergt auch Moabits einziges Kino, den Filmrauschpalast, in dem Klassiker wie „Paris, Texas“ auf der Leinwand erscheinen und beim  „MangaMonday" Fans von japanischen Animes auf ihre Kosten kommen.

Moabit lässt sich prima mit dem Fahrrad erkunden. Der Frühaufsteher macht seinen ersten halt vor der Garcia Kaffeebar – sie überzeugt mit einem eigenen Fahrradständer. Drinnen blättert die Farbe von den Wänden ab; das ist Absicht: Wo fröhliche Menschen Cold Brew servieren und die Limonade nach echter Frucht schmeckt, da gehört eine Prise Nostalgie zum Lebensgefühl dazu. Diejenigen, die dem Wiener Einspänner Vorzug geben, wählen das Café Fiaker. Wer noch nie in Potenza war, einer Gegend, die sich weit unten im Stiefel versteckt, gelangt im Ristorante La Tettoia zumindest kulinarisch hin. Im Alt-Berliner Gasthaus Dicker Engel begegnen einem tatsächlich Himmelsboten mit überdimensionalen Körpern - die Portionen sind passenderweise nichts für den kleinen Hunger. Angela Merkel geht gelegentlich ins Gourmetrestaurant PARIS-MOSKAU. In diesem gepflegten Fachwerkhaus mit weißen Tischdecken und schlichten Holzstühlen lenken Frittierte Zucchiniblüten von politischen Querelen ab.

Ein Schmelztiegel der Nationen wie Moabit erweitert den Horizont schon alleine beim Schmökern durch die Läden. Bazarche Hafez entführt in die Welt von Tausendundeiner Nacht. Bunte Päckchen mit Trockenobst, Nüssen und Gebäck. Reissorten allerlei und dazu der unabdingbare Reiskocher. Kardamom, Kurkuma und Zimt - ein Freudentaumel für die Sinne. Genussfreudig geht es ebenfalls bei der Pasta-Manufaktur zu, dank frisch zubereiteter Tagliatelle, Linguine oder Pappardelle. Vegane Feinkost und Moabiter Kaffeebohnen erwirbt der Kenner im Valladares. Noch mehr Elementares bietet die Arminius Markthalle. In der Turmstraße, der Haupteinkaufsmeile des Stadtteils, findet sich alles Übrige für den täglichen Bedarf. Im Einkaufscenter MOA Bogen erwartet einen noch mehr davon. Die ehemalige Schultheiss Brauerei verwandelte sich in einen modernen Konsumtempel namens Schultheiss-Quartier, der Shoppingwillige im historischen Ambiente mit globalen Marken versorgt.