Stadtteilinformationen, Düsseldorf: Friedrichstadt

Wer das erste Mal durch die Straßen von Friedrichstadt läuft, kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dieser Stadtteil bestünde ausschließlich aus Häuserreihen. Die Wahrnehmung erweist sich als durchaus korrekt: Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Düsseldorf südwärts erweitert. Dabei entstand eine Wohngegend für Beamte und Offiziere am Reißbrett. Inzwischen leben hier alle Berufsgruppen und zwar sehr eng beieinander. Friedrichstadt ist nicht nur der am dichtesten besiedelte Stadtteil Düsseldorfs, auch deutschlandweit gibt es kaum ein Viertel, in dem so viele Menschen pro Quadratkilometer aufeinandertreffen. An weitläufige Grünflächen haben die Planer leider nicht gedacht. Dafür kommt Kunst dank engagierter Kreativer nicht zu kurz. Vielfalt prägt das Straßenbild und bereichert die Menschen im Theater oder beim Konzert. Dort kommen Mieter nobler Altbauwohnungen am Fürstenplatz mit den Bewohnern vom Mintropplatz zusammen, deren Alltag Begegnungen mit der Obdachlosen- und Drogenszene beinhaltet. Gefeiert wird gemeinsam beim Sommer-Kultur-Fest.

Der Fürstenplatz ist der einzige Ort in Friedrichstadt, an dem müde Eltern im Grünen entspannen und agile Kinder auf einem großzügig angelegten Spielplatz toben können. Seit 1939 gibt es den  Industriebrunnen mit seinen überlebensgroßen Bronzeplastiken: Vulkan, der göttliche Schmied, und seine Gehilfen, ein Bergmann und ein Hüttenarbeiter, überwachen das Geschehen - regelmäßig trifft man sich zum Trödelmarkt, im Sommer zum Sommer-Kultur-Fest. Kleinkunst, keinesfalls kleinkariert, wird im Theateratelier Takelgarn aufgeführt - schwarzer Humor, Kabarett und Kindertheater wechseln sich ab. Die Metzgerei Schnitzel e.V lädt zu Punkrock, Elektro-Pop und experimentellen Sounds ein. Ruhige Momente erlebt der Besucher in der größten Kirche Düsseldorfs, St. Antonius. Im spätromanischen Stil Anfang des 20. Jahrhunderts erbaut, steht das Gotteshaus unter Denkmalschutz.

„Fürchte nicht die Enge des Hauses, fürchte lieber die Enge des Herzens.“ So steht es an der Wand im Lé’ger geschrieben, einem vietnamesischen Restaurant im unkomplizierten Stil. Konsequenterweise kommen Kokoscurry oder vietnamesischer Gulasch liebevoll zubereitet auf den Tisch. Mit viel Leidenschaft geht es auch im We Eat Fine zu. In diesem winzigen Café scheinen Tortenstücke und Cupcakes magnetisch von den Geschmacksnerven angezogen zu werden. Den Durst stillt selbstgemachte Limonade. Blau schimmern die Wände in der Taverna Pegasos. Auf einem gemütlichen Stuhl sitzend taucht der Gast in zahllose Griechenland-Fotos ein. Pegasospiato. Kalymnos. Keftedes. Spätestens beim Lesen der Speisekarte wähnt er sich am Mittelmeer und fängt beim Essen plötzlich an, Homer zu zitieren. Kommt er von seiner Odyssee zurück, dann vielleicht, um Duke Ellington Tribut zu zollen. Der steht Pate für die Bar Ellington, deren fantasievolle Cocktails ausgelassene Abende begleiten.

Friedrichstadt entwickelt sich langsam zum Szeneviertel. Das bescheinigen Konzepte wie Chrystall, in dem man Mode, Accessoires und Vintage-Möbel feilbietet, während nebenan gegessen, getrunken und gelacht wird. In einem Hinterhof versteckt sich noch mehr Lebenslust. Das Lettinis, untergebracht in einer großen Halle, präsentiert seine Antipasti, Weine, Olivenöle, Pasta-Variationen, Wurstwaren in Weinkisten, einem kleinen Fiat und auf einer Vespa. Wen es nach so viel Schlemmerei an die frische Luft zieht, der deckt sich zuerst bei terrific.de ein, der analogen Filiale eines Onlineanbieters von Outdoor-Artikeln. Von Fahrradzubehör über Reiseadapter bis Campingmöbel – sowohl die Bewegung im Alltag als auch der Aufbruch ins Unbekannte werden fachmännisch unterstützt. Diejenigen, die ihr Geld lieber für ein gemütliches zu Hause ausgeben, wünschen sich vielleicht, eine Infinite Aura von Swarovski im Licht im Raum zu erstehen.

Schicke Klamotten zu günstigen Preisen ergattern modeinteressierte Damen beim Weiberkram Mädelsflohmarkt, der in unregelmäßigen Abständen im Viertel abgehalten wird.